Nach dem verheerenden Erdbeben in der Türkei und Nordsyrien:
Solidarität und Hilfe für Betroffene ein Gebot der Menschlichkeit
Als Plattform Christen und Muslime drücken wir unsere Solidarität und Verbundenheit mit allen von den Folgen der verheerenden Erdbeben in der Türkei und Syrien betroffenen Menschen aus. Dabei schließen wir ausdrücklich alle ein, die hier in Österreich mitten unter uns gerade sehr schwere Stunden durchmachen, weil sie Opfer in ihren Familien, bei Freunden und Bekannten zu beklagen haben oder noch immer mit der Ungewissheit über den Verbleib geliebter Menschen leben. Gerade diesen Menschen möchten wir mitteilen, dass sie nicht allein sind!
Wir rufen dazu auf, diesen Aspekt der Tragödie viel stärker als bisher zu berücksichtigen. Solidarität mit Betroffenen unter uns soll nicht nur im Herzen, sondern auch offen gezeigt werden. Vor allem in den Schulen und am Arbeitsplatz bedeutet Kollegialität, Anteil zu nehmen und Menschlichkeit zu zeigen. Es hat sich gezeigt, wie ein gutes Wort den Schmerz und die geradezu traumatische Erfahrung lindern kann. Unser sozialer Zusammenhalt wird gestärkt, wenn erlebbar wird, dass egal wo etwas Schreckliches passiert, Mitgefühl und Hilfsbereitschaft für die Opfer vorhanden sind.
Insbesondere ersuchen wir Institutionen und Organisationen auf Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite, im Sozial- und Bildungsbereich hier an entsprechende Signale und wo nötig Angebote zu denken.
Der begreifliche Wunsch der in Österreich lebenden Angehörigen von Erdbebenopfern, Hinterbliebene durch einen temporären Aufenthalt bei ihnen zuhause zu stärken, ist unterstützenswert. Hier geht unser Appell an die Bundesregierung, insbesondere an Bundeskanzler Karl Nehammer, Innenminister Gerhard Karner und Außenminister Alexander Schallenberg parallel zu den meisten europäischen Ländern Visumerleichterungen vorzusehen. Bürokratische Hemmnisse und als schikanös empfundene Auflagen und Widrigkeiten bei der Antragstellung sind Österreich unwürdig. In dieser Situation muss die Menschlichkeit an erster Stelle stehen.
Zuletzt sei auch an die dringend notwendige Hilfe vor Ort erinnert, die nach mehr verlangt als kurzfristigen Gesten. Nordsyrien wurde fast gar nicht von Hilfe erreicht. Langfristige und nachhaltige Unterstützung in einer ohnehin fragilen Region ist nicht nur ein menschliches Gebot, sondern kommt Österreich und Europa durch die notwendige Stabilisierung, die sich letztlich auch in der Migrationsthematik positiv zeigen würde, direkt zugute.
Wien, am 20. Februar 2023
Für die „Plattform Christen und Muslime“
Tarafa Baghajati und Matthias Geist, Vorsitzende