Adalbert Krims, Plattform-Mitglied, hatte eine Trauerrede zu halten. Der Wiener evangelisch-reformierte Pfarrer Balázs Németh war am 29. Dezember 2018 gestorben. Krims ließ Németh selbst zu Wort kommen – mit bemerkenswerten Texten, denen zufolge Friedensarbeit Kennzeichen christlicher Verantwortung ist.

„Der konkrete Einsatz der Christen für den Frieden ist ihre Visi­ten­karte. Wir verwen­den unsere Visitenkarte, wenn wir uns irgendwo vorstellen und über uns selbst etwas Entscheidendes aussagen möchten. In diesem Sinn ist in der Bibel die Friedens­stif­tung Visitenkarte und Kennzeichen der Christen. Nicht die gut formu­lierten dogmati­schen Aussagen, auch nicht ein from­mes Leben, auch nicht das Wissen über die christ­lichen Wahr­heiten, auch nicht eine tugendhafte Lebensführung machen die Christen als solche erkenntlich, sondern ein bestimmtes weltli­ches Handeln wird „selig“ gesprochen und zur unverfälschten Visitenkarte der Christen durch Jesus er­klärt: nämlich die Frie­dens­­stiftung. Wenn der Friede die Visitenkarte der Christen ist und nicht eine dogmatische Abgrenzung, dann sind alle ande­ren Menschen unse­re Schwestern und Brüder, die, von ande­ren Motiven und Traditionen herkommend, sich ebenfalls für den Frieden einsetzen.“

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 „Friedensstiftung macht uns frei von Vorurteilen gegenüber an­de­ren, die nicht so glauben und denken wie wir, aber sich für den Frieden einsetzen. Da müssen die Christen noch allerhand dazulernen, damit sie den Forderungen Jesu entsprechen!

Es ist allerdings traurig, wie sehr die Menschen, auch die Chri­sten, oft darauf schauen, aus welchem Haus jemand kommt, und nicht darauf, was für ein Haus er mit seinen Handlungen aufbaut: das Haus des Friedens oder das des Hasses und des Krieges… Es wäre gut, wenn Christen unter der Friedensstif­tung Jesu ihre Berüh­rungsängste aufgeben würden und bereit wären, auch mit Andersdenkenden zusammenzuarbeiten.“

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Wenn jemand ins Wasser gefallen ist und zu ertrinken droht, ist es nicht die Pflicht aller Um­herstehenden, ihm zu helfen? Und da kann keiner sagen: Ich helfe nicht mit, weil die anderen Helfer nicht so denken und glauben wie ich. Wo das Leben bedroht ist – und durch die Kriegs­gefahr wird es bedroht -, da ist nicht das das Entschei­den­de, wo­her der Mensch kommt, sondern wohin er geht. Geht er in Richtung Friedens­stif­tung, dann ist er mein Bruder und meine Schwester, und er gehört zu unserer Fami­lie, ganz gleich, aus welchem Lager er kommt.“