Wir Österreicher, Frauen und Männer, haben eine gemeinsame geschichtliche Erfahrung. Sie lehrt uns, dass Begegnung und Austausch bereichern, Misstrauen, Ungerechtigkeit und Unmenschlichkeit aber den inneren Frieden gefährden. Jedes pauschale Vorurteil, jedes verhetzende Wort gegenüber Menschen und Bevölkerungsgruppen, die mit uns leben, kann eine Vorform auch physischer Gewalt sein.
Wir Österreicher haben – ungeachtet aller politischen, religiösen und sozialen Herkunft – eine gemeinsame Gegenwart. Hunderttausende Muslime sind ein selbstverständlicher Teil unserer Alltagsrealität; sie leben und arbeiten in den Städten, Märkten und Dörfern unseres Landes. Gegenseitiges Grundvertrauen ist die Voraussetzung jedes demokratischen Rechtsstaates.
Wir Österreicher – Christen und Muslime – haben eine gemeinsame Zukunft. Unser Umgang miteinander prägt nicht nur das geistige und soziale Klima in Österreich, er beeinflusst auch das politische Klima in Europa und das Zusammenleben in einer globalen Schicksalsgemeinschaft.
Toleranz und gegenseitiger Respekt sind Fundamente jeder gerechten und solidarischen Gesellschaft. Ein vertrauensvolles Miteinander aber braucht noch mehr: Christen und Muslime sind, so wie alle Bürgerinnen und Bürger Österreichs, dazu aufgerufen, einander noch besser als bisher zu verstehen, noch mehr voneinander zu wissen – und noch mehr aufeinander zu achten.
Tag für Tag fallen dafür kleine Entscheidungen – für ein Miteinander, ein Nebeneinander oder Gegeneinander. Diese Entscheidungen fällt Jede und Jeder von uns im Reden und Handeln. Und oft würde es genügen, sich in die Gefühle des/der Anderen hinein zu versetzen.
Sicher ist: Jeder Versuch, Christen und Muslime gegeneinander auszuspielen, widerspricht dem, was wir aus der Geschichte gelernt haben. Es widerspricht unseren Hoffnungen und Erwartungen, die unsere gemeinsame Heimat Österreich und unsere Nachkommen an uns stellen.
Die „Plattform Christen und Muslime“, im Jahr 2006 gegründet, hat sich 2014 als ein nicht auf Gewinn ausgerichteter Verein konstituiert,
- der sich mit allen Mitbürgerinnen und Mitbürgern solidarisch fühlt, die sich zu Österreich, seinen Gesetzen und Werten bekennen;
- der Begegnung, Verständigung und eine Kultur gegenseitiger Rücksichtnahme fördert;
- der sich für die gleichen Rechte und Pflichten aller Mitbürger engagiert;
- der gegen jede Form von Rassismus auftritt;
- der sich am interreligiöser Dialog beteiligt – und um die Verantwortung aller vor Gott und den Menschen weiß.
Der „Verein Plattform Christen und Muslime“ lädt alle Österreicherinnen und Österreicher, die dieses Anliegen teilen, herzlich ein, sich dieser Initiative anzuschließen – ganz unabhängig davon, ob sie einer Glaubensgemeinschaft angehören oder nicht.
Die Plattform setzt sich ein
- für die österreichische Gesellschaft als Solidargemeinschaft: Globalisierung, Migration, Flucht lassen Menschen verschiedener Kulturen und Religionen näher zusammenrücken. Will eine Gesellschaft nicht zerbrechen, muss sie mit dieser Vielfalt zurechtkommen;
- für den Dialog zwischen Christen und Muslimen: Kriege im Nahen Osten und Terroranschläge in Europa lassen den Schluss zu, dass alle Dialogarbeit zwecklos sei. Wenn auch nicht immer für die Politik, bewähren sich Dialoginitiativen aber nach wie vor in der Bevölkerung und können den gesellschaftlichen Zusammenhalt stärken;
- für eine Arbeit an der Basis: Wenn auch von den Medien kaum wahrgenommen, macht Dialogarbeit menschliche Begegnungen möglich in kleinen Gemeinden, in Krankenhäusern, im Bereich der Seelsorge oder in der Flüchtlingshilfe; dies kann einem feindseligen gesellschaftlichen Klima entgegenwirken.
Die Mitglieder des Vorstandes
- organisieren in loser Folge an unterschiedlichen Orten verschiedene Veranstaltungen, die diesen Zielen dienen wollen;
- sind bereit, mit ihrer Erfahrung und ihren Kenntnissen auch anderen Gruppen, Initiativen oder Institutionen beratend oder mitwirkend zur Verfügung zu stehen;
- nehmen sich die Freiheit, sich zu Wort zu melden, wenn Entwicklungen den genannten Zielen deutlich widersprechen, und nehmen auch die Religionsgemeinschaften und Kirchen, denen sie angehören, davon nicht aus.
Erstunterzeichner für die Plattform Christen und Muslime 2006
Akagündüz, Muhammet – Al-Rawi, Omar – Androsch, Hannes – Baghajati, Carla Amina – Baghajati, Tarafa – Baloch, Harald – Bauer, Dolores – Bock, Ute – Boltenstern, Erich – Brandauer, Klaus Maria –Brandstaller, Trautl – Bsteh, Petrus – Bünker, Michael – Busek, Erhard – Chalupka, Michael –Coudenhove-Kalergi, Barbara – Csoklich, Fritz – Derschmidt, Luitgard – Dörler, Elisabeth – Ekeci, Sirvan – Feichtlbauer, Hubert – Fenzl, Annemarie – Fischler, Franz – Friedrich, Max – Friedrich, Otto –Frischmuth, Barbara – Fürnsinn, Maximilian – Gauß, Karl Markus – Goisern, Hubert von – Greinert, Walter – Grubits, Peter – Harnoncourt, Philipp – Heine, Susanne – Jäggle, Martin – Karahasan, Dzevad – Koch, Max – Korun, Alev- Krätzl, Helmut – Küberl, Franz – Marboe, Peter – Marte, Hans –Nußbaumer, Heinz – Ott, Elfriede – Pawlowsky, Peter – Pelinka, Anton – Perner, Rotraud – Petritsch, Wolfgang – Rachlin, Julian – Riether, Edith (Initiative Weltethos) – Saleh, Andrea- Schakfeh, Anas –Scholz, Kurt – Schüller, Helmut – Schulmeister, Paul – Staikos, Metropolit Michael – Steiner, Ruth –Stillfried, Bernhard – Struppe, Ursula – Tausig, Otto – Weiser, Peter